Freitag, 14. September 2012

"Lost Paradies" Blumenbilder in der Fotografie der Gegenwart


Schade, das es von mir aus so weit bis nach Goslar ist, aber ich möchte alle anderen Blumen-, und Fotointeressierte auf diese spannende Ausstellung hinweisen.
Das Mönchehaus Museum Goslar zeigt Arbeiten von 15 Künstlern und Fotografen,
ich habe den Infotext hier unten angehängt.

Lost Paradise
Blumenbilder in der Fotografie der Gegenwart

11.08. – 23.09. 2012 im Mönchehaus Museum am Rosentor

Ausstellungseröffnung am Samstag, dem 11. August um 18 Uhr, mit einer Einführung von Dr. Matthias Harder, Helmut-Newton-Stiftung Berlin
Press release

Die Ausstellung zitiert in abgewandelter Form den Titel des berühmten Gedichts von
John Milton, „Paradise Lost“, und bringt damit zum Ausdruck, dass spätestens mit dem
Anbruch der Moderne der Weg zurück ins Paradies versperrt und dessen Türen „verriegelt“
sind (Heinrich von Kleist).
Dennoch haben wir uns bis heute die Vorstellung vom Paradies als Utopie bewahrt.
Vor allem die Künstler beschwören sie in jeder Generation neu als Sehnsucht nach einem
Ort, der besser ist als die Welt, in der wir leben. Naturbilder und Blumenstillleben dienen
ihnen dafür als ambivalente Symbole, in denen sich Ideal und Wirklichkeit gleichermaßen
ausdrücken.
Während die Maler das Blumenstillleben vor allem in der Vergangenheit gefeiert haben,
sind es in der Gegenwart die Fotokünstler, die ihm neue Ausdrucksfacetten abgewinnen.
Die Schau im Mönchehaus Museum Goslar zeigt das anhand einer Auswahl von 15
Fotokünstlern, die sich alle in unterschiedlicher Weise dem Blumenbild zugewandt haben.
So scheinen in den zweifach belichteten Blumenbildern des Schweizer Künstlerduos
Fischli / Weiss Werden und Vergehen gleichermaßen auf. Die welken Blumen des
japanischen Künstlers Nobuyoshi Araki deuten mit ihrer verschlüsselt sexualisierten
Formenwelt auf den Zusammenhang zwischen Eros und Thanatos.
Der amerikanische Maler, Foto- und Filmkünstler, David Lynch, ehemaliger Goslarer
Kaiserringträger, fotografiert Blumen in extremer Nahsicht, sodass sie sich in abstrakte
Farbbilder von großer Schönheit auflösen. Auch Christian Rothmann geht mit seiner
Kamera nah an die Blumen heran, die in seiner Perspektive ebenso sinnlich wie
sexuell wirken.
Die niederländische Künstlerin Margriet Smulders fotografiert Rosen und Tulpen in
panoramaartigen Formaten, die an Claude Monets „Seerosen“ erinnern. Und der in
Berlin lebende Miron Schmückle hält Blumen vor seinen nackten Leib, als bete er.
In dieser Pose wird der Blumenschmuck zum Zeichen von Reinheit und Unschuld.
Thomas Florschuetz fotografiert die Blütenblätter einer Rose aus nächster Nähe. Indem
er sie in leichter Verschiebung in zwei nahezu identischen Bildern vor unsere Augen rückt,
intensiviert er den Eindruck des Motivs und distanziert den Betrachter zugleich durch
vergleichendes Sehen von ihm. Luzia Simons stellt ihre Blumen in malerischer Pracht
vor einem schwarzen Hintergrund aus.
Vera Mercer entzieht ihrer prächtigen Rose, Anemone und Amaryllis zum Teil die Farbe.
Sie erblassen und sind mitten im Leben vom Tode umfangen. Auch den Blumen von
Michael Wesely ist durch extreme Langzeitbelichtungen im noch blühenden Zustand der
Verfall bereits mit eingeschrieben.
Martin Klimas fotografiert Blumen in Vasen, die im Moment der Aufnahme spektakulär
explodieren.
Die Fotokünstler nutzen alle Möglichkeiten der Kamera, um das traditionelle Motiv des
Blumenbildes neu zu inszenieren. Ihre Aufnahmen sind gegenständlich und abstrakt,
erhaben und alltäglich, experimentell und klassisch. Sie sind so unterschiedlich wie die
Blicke der Fotografierenden. Was indes alle Aufnahmen mit der Vergangenheit
verbindet, sind die vielfältigen Bedeutungen, die dem Blumenbild schon immer
zugeschrieben wurden.
Michael Stoeber




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